Q-Palette
Konzept, Recherche, Entwurf
Projekt: Mobil ohne Mobil, 5. Semester
Dozent: Sven Fischer
Kooperation: Toyota Deutschland GmbH

In dem Kurs hatten wir die Möglichkeit, Mobilität vollständig neu zu denken. Doch wie sieht nachhaltige Mobilität aus? Aus diesen Fragen sind verschiedene Konzepte entstanden. Von neuen Formen der Gesellschaft zu konkreten Überlegungen zum Umsetzen für Toyota.
   
Konzept
In dem Kurs habe ich versucht herauszufinden, wie Mobilität gestaltet werden kann, um ganzheitlich nachhaltig zu sein und Lebensqualität zu steigern. Dafür habe ich die Bedürfnisse von den unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren ausformuliert. 
Von diesen Erkenntnissen ausgehend, habe ich überlegt, wie Toyota zu der Transformation in Richtung nachhaltiger Mobilität beitragen kann.
   
Recherche-Essay

Quellen:
Wicked Problems​​​​​​​

​​​​​Mobilität ist ein komplexes System, dessen Bestandteile in unvorhersehbarer Wechselwirkung zueinander stehen. Sie spielt in jedem Aspekt des Lebens eine Rolle.
Das kann als „Wicked Problem“ bezeichnet werden. Es gibt keine klare Problemlösung, da auch nicht klar ist, wie sich das Problem ganzheitlich auswirkt. Es ist wichtig, die Bedürfnisse, Ideen, Fähigkeiten und Situationen aller beteiligten Akteure wahrzunehmen. In kollaborativen Prozessen können dann Ideen entwickelt und umgesetzt werden, um zu überprüfen, ob sich dadurch die Umstände der Betroffenen positiv entwickeln. 
Bei nachhaltiger Mobilität spielen Klimaneutralität, Flexibilität und Zugänglichkeit eine große Rolle. Im Folgenden sollen die verschiedenen Sichtweisen der Stakeholder auf die Fragestellung beleuchtet werden.
   
Eine ganzheitlich nachhaltige Mobilität sollte sich positiv auf die von der OECD verfassten 11 Faktoren des guten Lebens auswirken. Darunter fallen Punkte wie Sicherheit, Work-Life-Balance, Gemeinschaft, Umwelt und Wohnen.
Im urbanen Raum ist das selten der Fall. Zu viele Autos beanspruchen den öffentlichen Raum und wirken sich negativ auf die Stadtviertel und seine Bewohner*innen aus.
Am stärksten fällt das zu Lasten der Anwohner*innen. Auf zahlreiche Weisen drücken die Bewohner*innen des urbanen Raumes ihre Frustration mit den überfüllten Straßen und mangelnden Mobilitätskonzepten aus.
Durch Aktionen wie den Parking Day oder die Wanderbaumallee machen Sie darauf aufmerksam, dass die Fläche einer Stadt besser genutzt werden könnte. Teilweise entstehen daraus sogar halbseriöse Geschschäftsideen wie das Co-Working StartUp „WePark“.
Für viele ist jedoch das Auto immer noch die einzige Möglichkeit der Fortbewegung. Bekannte Alternativen wie Fahrradwege oder der ÖPNV werden zu langsam ausgebaut, während vielversprechende Innovationen nur langsam Anklang finden.
   
Das Problem von überfüllten Städten ist auf staatlicher Seite durchaus bekannt. Städten ist bewusst, dass weniger Autoverkehr viele Probleme lösen könnte. Mit Umweltzonen wurde bereits ein Schritt getan, Stadtzentren von den stärksten Verschmutzen zu befreien. Bei der Errichtung neuer Quartiere wird außerdem teilweise auf nachhaltige Mobilitätskonzepte oder Verkehrssysteme geachtet. So zum Beispiel im Berliner Neulichter Felde.
Mit den niedrigsten Parkplatzkosten in Europa bleibt es in Deutschland jedoch attraktiv, einen PKW zu halten. Anwohnerparkausweise für unter 50€ pro Jahr stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den stetig steigenden Mietpreisen in Städten. Dabei würden weniger Parkplätze zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. 
   
In der Nachhaltigkeitsforschung wird Mobilität umfassend behandelt. Mit das größte Potential, Mobilität nachhaltiger zu gestalten, steckt in der Art und Weise, wie wir uns bewegen. Es könnten suffiziente, intermodale Mobilitätsonzepte etabliert werden, um auf konkrete Bedürfnisse von Nutzer*innen einzugehen und Lebensqualität zu fördern.
Digitalisierung, Dekarbonisierung, der Ausbau des ÖPNV und eine Sharing Economy können das Verhältnis zwischen Nutzen und Ressourcenverbrauch zusätzlich verbessern.
Wirtschaftlichkeit und Reichweite sind große Hürden bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Konzepte. Um das bestehende Mobilitätssystem nachhaltig umzuwandeln, müssen die Konzepte eine signifikante Menge an Nutzer*innen finden. Ansonsten besteht das Risiko, dass Konzepte entstehen, die das System lediglich zusätzlich belasten.
   
In den Forschungszentren der Automobilindustrie werden Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung priorisiert. Durch äußerste Materialnutzung und eine Elektrifizierung der Fahrzeugflotte streben Autohersteller, danach klimaneutral zu werden. Sollten Emissionen unvermeidbar sein, wird in den Nachhaltigkeitsstrategien eher auf Kompensation gesetzt.
Hinzu kommen intensive Anstrengungen in der Branche, autonome Transporttechnologien voranzutreiben. So werden sich enorme ökonomische Entwicklungen, besonders in der Logistik, erhofft. Endverbraucher*innen verspricht die Vermarktung von Autonomie mehr Flexibilität, mehr Sicherheit und mehr Gestaltungsfreiraum für das eigene Leben.
So relevant die Nachhaltigkeitsambitionen der Autohersteller auch sind, mit einem Fokus auf Effizienz- Konsistenz- und Kompensationsstrategien bedienen sie sich weiterhin einer linearen Steigerungsmentalität, die darauf aus ist, mehr Fahrzeuge zu bauen und zu verkaufen.
Nachhaltigkeit dient hier eher als Marketingelement für einen Markt, der sich in Richtung SUVs entwickelt. Immerzu größere Fahrzeuge, die zwar Umweltplaketten haben, aber die nicht-motorisierte Bevölkerung einer zunehmenden Unsicherheit im Straßenverkehr aussetzen.
   
Toyotas Nachhaltigkeitsstrategie ist ähnlich aufgebaut wie oben beschrieben. Konkret strebt Toyota bis 2050 die Klimaneutralität an – wie bereits erwähnt, eine relevante Maßnahme. Allerdings kann Toyota sich bereits als den effizientesten Automobilhersteller weltweit bezeichnen. Um also weiter Fortschritte in Sachen Effizienz und Konsistenz zu machen, betreibt auch Toyota Forschungs- und Entwicklungsarbeit für neue Technologien, Fortbewegungsmittel oder Geschäftsmodelle.
Zum Testen dieser Innovationen hat Toyota unter anderem die Woven City entwickelt. Eine auf dem Reißbrett entstandene Stadt, die mit Wasserstoff betrieben wird und die Etablierung neuer Technologien voranbringen soll, während diese in einem kontrollierten Rahmen getestet werden. Diese Arbeit soll zum Zwischenziel Toyotas beitragen, bis 2030 vom Autohersteller zum „Mobilitätsanbieter“ zu werden – wobei intern nicht ganz klar ist, was genau das bedeutet.
   
​​​​​​​   
EcoMobility Festival

Jeder dieser Stakeholder befasst sich intensiv mit der Entwicklung der Mobilität. Dabei spielen Nachhaltigkeit und Lebensqualität in allen Fällen eine mehr oder weniger relevante Rolle. Bereits jetzt findet ein Austausch zwischen den Akteuren im Sinne der Wicked Problems statt.
Initiativen wie das „EcoMobility Festival“ bewerben weltweit einen ökomobilen Lebensstil. Dabei werden Stadtviertel temporär autofrei gehalten, um Anwohner*innen die Vorteile von alternativen Verkehrskonzepten nahezubringen. Parallel dazu dient das Festival als eine Plattform für den Austausch aller gesellschaftlichen Akteure über die zentralen Fragen der Mobilität der Zukunft.
Von diesen verschiedenen Perspektiven ausgehend, stellt sich die Frage für den Kurs, wie Toyota dazu beitragen kann, das Auto aus dem kollektiven Gedächtnis zu entfernen und so neue Perspektiven für nachhaltige Mobilität zu ermöglichen.
   
Entwurf
e-Palette​​​​​​​
In dem Entwurf wurde eines der Konzepte von Toyota um eine gemeinwohlorientierte Komponente erweitert. Es erschien sinnvoll, auf Toyotas Expertise als Automobilhersteller zu bauen, um im nächsten Schritt die Stimmen aller weiteren gesellschaftlichen Akteure in die Gestaltung einfließen lassen zu können.
Die e-Palette ist das Konzept einer flexibel einsetzbaren autonomen Kapsel. Toyota hat sie für den Transport von Menschen während der olympischen und paralympischen Spiele in Tokyo 2020 entwickelt. Das System soll in Zukunft auf den Bedarf von Unternehmen, besonders im Bereich der Logistik und des e-Commerce, übertragen werden.
   
   
In diesem Entwurf wurde die e-Palette nun in die q-Palette umgewandelt. Sie erweitert durch die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Akteuren die bisherigen Anwendungsmöglichkeiten um neue Aspekte, die zur Lebensqualität beitragen können. Durch eine offenere, modulare Gestaltung bietet sich unbegrenztes Potential, die q-Palette mobil oder stationär einzusetzen. 
   
  
Durch die interaktive Gestaltung sollen die Bedürfnisse aller Beteiligten befriedigt werden.
Ziel ist es, mit den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten der q-Palette das Auto im öffentlichen Raum zu ersetzen, es aus dem kollektiven Gedächtnis zu entfernen und gleichzeitig Toyota an dieser Entwicklung mitwirken zu lassen.
   
Literatur
Mobilität ist eines der komplexen Untersysteme. Um sie zu gestalten, muss mit diversen unterschiedlichen Akteuren interagiert werden. Designer*innen müssen Problemlösungen entwickeln, indem sie sowohl Bedürfnisse und als auch Objekte aufeinander abstimmen. Dabei sind sie als „Ideenlieferanten“ nicht aus der Verantwortung zu ziehen.
Von dem Untersystem ausgehend, ist Toyota eine institutionell-organisatorische Komponente. In einem kollaborativen Prozess entsteht daraus die q-Palette die, im richtigen Kontext platziert, einen Mehrwert bieten kann.
Back to Top